
Dieses Jahr ging es für uns nach Island. Dem Land von Feuer und Eis von alten Göttern und grandioser Landschaft.
Weil wir das erste Mal mit unserem Sohn fliegen würden, war es für uns besonders aufregend. Plötzlich waren ganz andere Sachen für uns wichtig und mussten beachtet werden. Wo packen wir die ganzen Windeln hin? Muss ein Buggy, mit oder geht es ohne, welches Fahrzeug, welche Art der Übernachtung? Vieles war auf einmal anders, aber auch ziemlich spannend. Bei der Fahrzeugauswahl fiel unsere Entscheidung auf einen Landcruiser – schließlich wollten Mama und Papa auch ein bisschen Spaß haben … Als Unterkunft entschieden wir uns für zwei Basislager, von wo wir dann unsere Touren starten wollten. Der Hauptgrund dafür war ganz klar unser Sohn. Wir wollten ihn nicht jeden Tag mit einer neuen Umgebung konfrontieren, sondern auch im Urlaub eine gewisse Kontinuität geben. Während der Planungen kam bei uns dann auch die Frage auf, warum wir nicht auch noch den Opa einpacken und einen Generationen-Urlaub starten sollten? Gesagt, getan. Je näher der Abflugtag kam, desto aufgeregter wurden wir. Die Hauptsorgen kreisten natürlich immer um den Sohnemann: Wird der Kleine es gut mitmachen? Wie wird er das Fliegen finden? Was ist, wenn er nur schreit? Die klassischen Gedanken, die sich Eltern eben so machen, und was ist am Ende passiert? Gar nichts! Mit etwas zu knabbern, einem Sticker-Buch von Icelandair und ganz viel Schlaf während des Hin und auch Rückfluges waren alle Sorgen und Gedanken hinfällig.
Toll gemacht, kleiner Mann!
Bei der Ankunft wurde es natürlich wieder etwas hektischer, denn wir wollten noch etwas Wein im Duty Free kaufen. Das klappte auch ganz wunderbar im Flughafen-Supermarkt, machte sich allerdings beim Gewicht unseres Gepäcks negativ bemerkbar. Also ab mit den prall gefüllten Taschen und Koffern zum Shuttlebus, der uns zu unserer Vermietstation brachte. Klar, dass wir nicht die Einzigen waren, die zu ihrem Mietwagen wollten, und so war das hektische Treiben im Bus mit Kleinkind und schwerem Gepäck rückblickend der schwierigste und herausforderndste Punkt der gesamten Reise. Dort angekommen, lief dann aber alles schnell, reibungslos und professionell: Ticket ziehen, kurz warten, Fahrzeugübergabe und los.
ZU BESUCH IN DER KLEINEN GROSSSTADT
Am zweiten Tag stand eine Tour nach Reykjavík auf dem Plan. Direkt an der Küste gelegen und mit ganz viel Charme und Charakter. Architektonische Highlights waren hier für uns die Konzerthalle und die Kirche. Auch kulinarisch hat es uns in Reykjavík gut gefallen: Direkt am Hafen haben wir exzellenten Fisch gegessen, während unser Kleiner die Schiffe und Möwen beobachten konnte. Der Weg zurück nach Borgarnes führte durch einen 5.770 Meter langen Tunnel, der unter dem Fjord hindurchgeht. Die Wegstrecke verkürzt sich damit zwar um ca. 50 Kilometer, aber es entgeht einem dadurch auch die schöne Gegend, weshalb wir empfehlen würden, mindestens einmal die längere Strecke zu fahren.
Am dritten Tag stand eine kleine Hochlandetappe auf der Tagesordnung. Leider spielte das Wetter nicht ganz mit, sodass wir die Aussicht auf die Gipfel nicht genießen konnten. Auf der Tour kamen wir auch am – mittlerweile ehemaligen – Okjökull-Gletscher vorbei. Dieser wurde während unseres Urlaubs offiziell beerdigt, da er inzwischen vollständig geschmolzen ist. Es wurde sogar eine Gedenktafel für den Gletscher angebracht. Etwas anders sieht es noch auf dem Langjökull-Gletscher aus, wobei wir selbst lediglich bis zum Klaki-Basecamp gefahren sind. Bereits dort war es sehr windig und eiskalt, doch allein die umgebauten Fahrzeuge für die Gletschertouren zu sehen war sehr eindrucksvoll. Unsere Tour führte uns über Húsafell und Reykholt, wo es ein neues und sehr schönes Thermalbad gibt, wieder zurück nach Borgarnes.
Am vierten Tag machten wir uns auf in Richtung Hellnar auf den Westausläufern der Insel. Unterwegs besuchten wir das Shark Museum, in dem sich alles um die isländische Spezialität Hákarl dreht – fermentierten Hai. Im Museum erfuhren wir die Geschichte dieser besonderen Leckerei: Das frische Fleisch des Grönlandhais ist eigentlich giftig, da der Urin über die Haut ausgeschieden wird. Vier bis fünf Monate lagert und trocknet das Fleisch daher, bis die Bakterien alle Giftstoffe zersetzt haben. Doch auch nach der Trocknung bleibt der Geschmack nach Ammoniak. Die Haie landen heut zutage als Beifang in den Netzen der Fischer. Das Shark Museum wird aus diesem Beifang beliefert. Am Ende der Tour stand dann eine Verköstigung auf dem Plan. Mit dem Wissen, wie das Fleisch zubereitet wird, war das allerdings schon eine Überwindung. Aber kneifen ging natürlich nicht, also Augen zu und rein damit. Zum Fisch wurde noch dunkles Brot gereicht, das den Geschmack etwas neutralisieren sollte. Hat auch funktioniert, trotzdem war der erste Happen sehr gewöhnungsbedürftig. Nicht ganz so schlimm wie befürchtet, aber nach vier Stücken war es dann trotzdem genug. Anschließend ging es weiter nach Hellnar, wo wir einen tollen Weg entlang der Küste zu einem urigen kleinen Café wanderten. Dort stärkten wir uns mit hausgemachtem Kuchen und einem heißen Kaffee, bevor wir uns auf den Rückweg machten.
Dieses wunderschöne Haus in den Farben Islands entdeckten wir auf einer unserer Wanderungen
Am fünften Tag standen auf einem Teil des Golden Circle echte Island-Klassiker auf dem Programm. Wir beschränkten uns jedoch auf den Thingvellir-Nationalpark, von wo man die Verschiebung der nordamerikanischen und eurasischen Kontinentalplatte sehen kann. Wer richtig mutig ist, kann hier auch zwischen den Kontinentalplatten in glasklarem, aber eiskaltem Wasser schnorcheln. Nicht weit davon entfernt, liegt auch der Versammlungsplatz des ersten isländischen Parlaments, das hier zusammenkam, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Der nächste Stopp war der Geysir Strokkur, wahrscheinlich eine der bekanntesten Attraktionen Islands. Denn wenn man Bilder eines Geysirs auf Island sieht, ist es mit ziemlicher Sicherheit Strokkur. Er ist wunderschön, aber auch oft überlaufen, denn ein Reisebus nach dem anderen hakt diese wichtige isländische Attraktion ab. Etwas in den Hintergrund tritt dagegen der Geysir „Geysir“. Er ist der Namensgeber vieler Geysire auf der ganzen Welt, allerdings selbst nicht sehr spektakulär und somit nur halb so prominent wie der Rest. Als Nächstes stand für uns der Gullfoss- Wasserfall auf der Sightseeing-Liste. Er fällt über 30 Meter in zwei Stufen in die Tiefe. Sehr beeindruckend und sehenswert, allerdings kann man echt von Glück sprechen, dass dieses Naturschauspiel heute überhaupt noch betrachtet werden kann: Findige Unternehmer wollten nämlich an dieser Stelle ein Wasserkraftwerk bauen. Sicherlich hätte hier enorm viel Energie erzeugt werden können, doch zu welchem Preis? Eine Isländerin hat aufopferungsvoll um den Erhalt des Wasserfalls gekämpft und letztendlich gewonnen. Ihr ist es zu verdanken, dass wir heute das Schauspiel des Gullfoss bestaunen können. Nach dieser harten und sehr langen Tagestour erholten wir uns gemütlich und zufrieden in unserem kleinen Haus am See.
Den nächsten Tag ließen wir ruhig angehen und wanderten nur um einen Wasserfall herum. Landschaftlich eine atemberaubende Tour mit zwei Flussüberquerungen. Leider gibt es von der größeren Überquerung keine Bilder, da unser Kleinster an dieser Stelle ziemlich unglücklich war und wir damit beschäftigt waren, trockenen Fußes ans andere Ufer zu kommen. Nach der Tour deckten wir uns in einem Hofladen mit Lammfleisch aus regionaler Produktion ein, das wir uns bei einem BBQ am Abend schmecken ließen.
Am siebten Tag fuhren wir zu einer Brauereibesichtigung. Der Braumeister der Brauerei Stedji kommt aus Deutschland und verwirklicht sich dort außerhalb des Reinheitsgebotes. Neben den Klassikern Helles, Dunkles, Alt und Radler gibt es auch belgisches Tripple und Oktoberfest- Bier. Doch auch für speziellere Geschmäcker wird hier eingeschenkt: Das Valur2- Bier wird mit Schafskot und Walhoden gebraut, die wie Teebeutel in den Sud gehängt werden. Natürlich kamen wir auch hier um eine Verkostung nicht herum, doch geschmacklich ist es wirklich weit besser, als es klingt. Inzwischen gibt es die Biere der Brauerei Stedji auch in Österreich zu kaufen.
Am achten Tag stand die Reise in den Norden an, unterbrochen von einer kleinen Pause bei slands erster Ziegenfarm. Sie wurde aus Privatmitteln ohne staatliche Hilfe aufgebaut, um eine historische Ziegenrasse wieder zu etablieren. Die Ziegen der Farm haben es sogar in die Serie „Game of Thrones“ geschafft, wenn auch nur, um darin vom einem Drachen gefressen zu werden. Die Besitzer der Farm nehmen sich sehr viel Zeit, alles zu erklären und zu zeigen. Auch die Kleinsten können bereits Ziegen streicheln. Im dazugehörigen Café gibt es natürlich die komplette Produktpalette aus Ziegenmilch zu kaufen. Unser Favorit war das Ziegeneis, das nicht mit dem zickigen Geschmack deutscher Ziegenmilch zu vergleichen ist. Im Anschluss daran fuhren wir einige Stunden Richtung Norden in die Gegend von Hofsós, wo wir unser zweites Quartier bezogen. Ein wunderschönes Haus, direkt am Fluss gelegen, mit zwei Hot Pots, einer davon gleich beim Fluss, der andere auf der Terrasse. Im Norden gingen wir es sehr viel ruhiger an und besuchten in den nächsten Tagen lediglich Akureyri und Dalvík. Beides schöne, kleine Orte, aber abgesehen davon nicht besonders aufregend. Eindrucksvoller war da schon der Besuch des Wasserfalls Godafoss – des Wasserfalls der Götter und vielleicht schönsten auf ganz Island. Der Weg dahin ist sehr gut ausgebaut, sodass wir einen Besuch nur empfehlen können. Das gigantische Wasserspiel ist eindrucksvoll, und trotz der touristischen Erschließung konnte sich dieser Ort seine Natürlichkeit bewahren. Doch bedauerlicherweise gibt es auch hier Menschen, die sich auf der Jagd nach dem besten Selfie nicht an Absperrungen halten. Diese Sucht nach spektakulären Fotos stellt viele Länder und Plätze weltweit vor große Probleme, weshalb wir hier lediglich Bilder von einem Amateur wie mir zeigen, die zwar nicht perfekt sind, aber trotzdem hoffentlich schön genug, um euch den Zauber dieser magischen Insel zu vermitteln.
Das Konzerthaus ist beeindruckend
ENTSCHLEUNIGUNG AUF ISLÄNDISCH
Auf den ersten Kilometern mussten wir uns noch etwas an die isländische Langsamkeit
gewöhnen. 80 km/h auf der Landstraße sind wir hier in Deutschland einfach nicht gewohnt, und alles wirkt wie in Zeitlupe. Vom Flughafen näherten wir uns Reykjavík, der größten Stadt Islands, die aber für unsere Verhältnisse mit 123.000 Einwohnern doch nur eine Kleinstadt ist.
Insgesamt leben in ganz Island nur etwas mehr Menschen als in Bielefeld. Umso schlimmer zu wissen, das Island bisher über kein sinnvolles Kläranlagen-System verfügt. Auch wir haben von diesem Umweltproblem erst durch Gespräche während unserer Reise erfahren und diesen Gedanken seitdem nicht mehr aus dem Kopf gekriegt. Das kann man sich ja kaum vorstellen: ein ganzes Land ohne funktionierende Kläranlage! Erschreckend, sich zu überlegen, wo denn wirklich unsere Probleme auf der Welt liegen und welche wir gar nicht erst erfahren. Nach dem ersten Einkaufsstopp fuhren wir Richtung Norden in die Gegend von Borganes, um dort für die ersten acht Tage unser neues Zuhause zu beziehen. Ein kleines Ferienhaus an einem See mit allem, was man so benötigt. Und ganz klassisch mit einem Hot Pot, einem Whirlpool mit heißem Thermalwasser, auf der Terrasse. Spannend an Island ist auch die Tatsache, dass warmes Wasser meist aus den Thermalquellen stammt und daher den typischen Schwefelgeruch hat. Gerade fürs Kochen sollte man das beachten und anstelle von warmem Wasser eben nur kaltes Wasser in den Topf geben, so kann man den Schwefelgeschmack verhindern. Gleiches gilt übrigens für das Duschen: entweder kalt oder mit Schwefel-Flavor – die Wahl fiel uns nicht schwer … Abends haben wir dann bei einer Flasche Wein den Plan für den nächsten Tag gemacht. Als Erstes stand der Besuch der Wasserfälle in Hraunfossar an. Die Wasserfälle und die Gegend sind sehr schön und als Einstiegstour gut geeignet. Nach getaner Arbeit konnten wir uns außerdem in einem gemütlichen Restaurant wieder aufwärmen. Gerade zu Beginn des Urlaubes war es uns wichtig, unseren kleinen Mann nicht zu überfordern, da er ja bereits mit zwei Stunden Zeitverschiebung zu tun hatte.